«Aus der Neo-Welt»

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QWERTY

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In den 1800er Jahren wurden mehrere Schreibmaschinen erfunden. Die erfolgreichste wurde von Christopher Latham Sholes in USA in 1872 entwickelt, der die Erfindung an die Firma Remington verkaufte, wie wir im vorigen Kapitel gesehen haben. Diese Schreibmaschine war mit der gleichen Tastaturbelegung versehen, die heute noch in USA gebräuchlich ist, zumindest was die Buchstaben angeht.

Bei dieser Schreibmaschine wurden die Buchstaben gedruckt, indem ein Typenhebel gegen ein Farbband auf das Papier schlug. Diese Typenhebel waren in einem Typenkorb neben einander angebracht. Sie bildeten aber nicht wie bei modernen mechanischen „Reiseschreibmaschinen“ einen Halbkreis, sondern waren in einem vollen Kreis angeordnet. Wurden zwei benachbarte Typen nacheinander benutzt, war das Risiko groß, dass sie sich in einander verhakten. Wurden zwei weiter von einander entfernte Typen betätigt, war das Risiko niedriger. Sholes benutzte eine Liste der am häufigsten neben einander vorkommenden Buchstaben (so genannte Bigramme) um die zunächst alphabetisch angeordneten Buchstaben so zu vertauschen, dass häufige Bigramme auseinander lagen. Das Ergebnis war die bis heute gebräuchliche Tastaturbelegung.

Die Tastaturbelegung gründet sich somit auf technischem Wissen und sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Ergebnis war eine Schreibmaschine, die wesentlich schneller schreiben konnte als eine Maschine mit den Tasten in alphabetischer Reihenfolge gekonnt hätte.

Kritiker haben hier eingewendet, dass häufige Bigramme auf Englisch, eben „th“ oder „er“ eben nicht auseinander liegen und haben beobachtet, dass die mechanischen Schreibmaschinen, die jeder kennt, eben stark zum Verheddern der Typen neigen. Nun, die Maschine, für die die QWERTY-Tastaturbelegung entworfen wurde, war auch nicht eine moderne Maschine. Die Typen waren damals in einem Kreis angeordnet, nicht im Halbkreis. Und E und R, sowie auch T und H waren damals tatsächlich entgegengesetzt angeordnet, diametral gegenüber einander.

Als man dazu überging, die Typenhebel anders anzuordnen, hätte man eigentlich die Tastaturbelegung nochmal ändern müssen. Die Tastaturbelegung hatte sich aber inzwischen so eingebürgert, dass davon keine Rede mehr war.

Das Schreiben mit allen Fingern war zu dieser Zeit nicht vorgesehen. Niemand hatte es probiert und niemand war auf diese Idee gekommen.

Mit allen zehn Fingern schreiben wurde von mehreren Menschen unabhängig von einander entwickelt, so zum Beispiel Frau Elisabeth Longley in Cincinnati, Ohio, die ein Lehrbuch schrieb und auch Schreibunterricht erteilte und einem Herrn Frank McGurrin, Gerichtssekretär in Salt Lake City, der ebenfalls ein Lehrbuch verfasste.

Nachdem Sholes diese Entwicklung beobachtet hatte, patentierte er eine weitere Tastaturbelegung, die für das Zehnfingersystem geeigneter war, und zwar:

 X P M C H R T N S D G K
  J B W F L A E I O U Y
 Q V . ,   ' ! ? - ; _

Die Grundidee war anscheinend, alle wichtigen Buchstaben auf die oberen Reihen der rechten Hand zu konzentrieren, auf der Grafik lässt sich das sehr schön sehen. (die Buchstabenverteilung wurde an die heutige Tastaturauslegung angepasst)

Zu diesem Zeitpunkt waren aber weder der Schreibmaschinenhersteller, noch seine Großkunden, also Firmen, die Schreibkontore unterhielten und auf ihre ausgebildeten Kräfte angewiesen waren, daran interessiert, die Tastaturbelegung noch zu verändern und sie wurde belassen, wie sie war.

Der Grund, warum ich den schönliterären Beitrag im vorigen Kapitel wiedergegeben habe, ist, dass Sie folgendes verstehen sollen: Sholes' Erfindung war verkauft. Die Macher waren auf Geldverdienen aus. Eine ergonomische Tastaturbelegung war ihnen völlig egal. Sie konnten die Maschinen verkaufen, egal, welche Tastaturbelegung darauf war und sie waren nicht im Geringsten interessiert, mit einem Mann zu sprechen, der kein Anteilhaber im Geschäft war, sondern sich mit einer Abfindung hatte abspeisen lassen.

Zusammenfassung: Die QWERTY-Tastaturbelegung ist für eine zirkuläre Anordnung mechanischer Typenhebel entworfen, und zwar für das Schreiben mit zwei Fingern. Das Besondere an der Schreibmaschine war, dass man zum ersten Mal ohne Buchdrucktechnik Buchstaben drucken konnte. Der Erfinder dieser Tastaturbelegung wollte eine andere Tastaturbelegung einführen, ist aber nicht mehr zu Wort gekommen.

Eine wertvolle Quelle für Wissen um die QWERTY-Tastaturbelegung ist Yasuoka.

Ich möchte nicht, dass Sholes als einen Unwissender angesehen wird, der eine elend dämliche Tastaturbelegung entworfen hat. Wie man sieht, ist er ein ehrlicher und geradliniger Mann gewesen, der der Welt die erste tatsächlich brauchbare Schreibmaschine beschert hat, und seinen letzten Cent dafür ausgegeben hat.