«Aus der Neo-Welt»

edit SideBar

Warum Überhaupt

Es ist bewiesen: Zwei-Finger Suchsystem schneller als Zehn-Finger-System

<< | Aus der Neo-Welt | Kritik an der Standardtastatur >>

Quelle: Hamburger Abendblatt vom 25.11.2005

Stern TV: Am späten Mittwochabend wurde das Fernsehstudio 6 der NOB Studios in Hürth bei Köln für ihn zur Showbühne. Vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig hatte der 19jährige Auszubildende vor wenigen Wochen noch den Kürzeren gezogen. In der TV-Sendung "Stern TV" allerdings zeigte er Moderator Günther Jauch, den anwesenden 150 Studiobesuchern und einem Millionenpublikum vor den heimischen Fernsehern, dass er mit zwei Fingern schneller und fehlerfreier tippen kann als andere mit dem Zehn-Finger-System. Wie berichtet, weigert sich Koch, der derzeit beim Studio für Landkartentechnik in Norderstedt eine Ausbildung zum Kommunikationskaufmann macht, seine Arbeiten im Fach Textverarbeitung bei der Berufsschule Norderstedt mit zehn Fingern zu tippen, weil er das mit zwei Fingern besser könne.

Vor laufenden Kameras machte Jauch nun den Praxistest und lies Koch gegen Chefsekretärin Yvonne Schäfer antreten, die seit sieben Jahren in der Verwaltung der Uniklinik Köln arbeitet und es gewohnt ist, im Zehn-Finger-System zu tippen. Beide hatten zwei Minuten Zeit, einen Text mit kurzen Sätzen, aber belanglosem Inhalt ("Lies die Sage. Sie lief Ski... ") abzuschreiben.

Resultat: Matthias Koch hat es in diesen zwei Minuten geschafft, den Text praktisch fehlerfrei zu tippen. Seine Konkurrentin ist nicht ganz fertig geworden und hat zudem knapp 20 Fehler eingebaut. "Die Tastatur war ungewohnt weich", führte sie als Begründung an und wies darauf hin, dass sie sonst eher diktierte Texte vom Band abhört und dann tippt. Koch gab in der Sendung zudem bekannt, dass er gegen das erste Gerichtsurteil angehen und nun in der nächsten Instanz Klage beim Oberverwaltungsgericht erheben wolle. Nur wenn er auch dort scheitere, könne er sich vorstellen, den Vorgaben des Lehrplans zähneknirschend zu entsprechen: "Dann muss ich wohl das Zehn-Finger-System lernen."

Sichtsystem schlägt Blindschrift

Wie man im obigem Beispiel sieht, ist das 10-Finger-System nicht notwendig, um schnell zu schreiben.

Wir nennen das 10-Fingersystem auch "Blindschrift", weil man damit gleichzeitig in ein Buch oder eine andere Vorlage gucken kann, und dennoch weiter schreiben. Würde man nach Diktat schreiben, etwa über Kopfhörer, könnte man sich besser vorstellen, dass das 2-Finger-Suchsystem mithalten könnte. Der oben erwähnte junge Mann hat aber von einer schriftlichen Vorlage abgeschrieben und dennoch eine Tipse geschlagen, die Blind tippt. Wie wir sehen, ist Blindschrift auch nicht unbedingt notwendig, um seine Arbeit zu erledigen.

Viele Tastaturen sind nicht auf Blindschrift eingerichtet

Die Blindschrift setzt voraus, dass die Tastatur dafür geeignet ist. Sie sollte sich in einer angenehmen Arbeitshöhe befinden, genügend große Tasten haben, die auf eine bestimmte Weise angeordnet sind.

Das ist aber meistens gar nicht der Fall. Auf einem Navigationssystem mit einem 10-cm Bildschirm, auf einem Smartphone, ja überhaupt auf zahlreichen Geräten finden sich Tastaturen, die überhaupt nicht für das blinde Tippen geeignet sind. Auf einigen Laptops sind haben die Tasten in einer Reihe eine andere Breite oder es gibt andere Änderungen.

Das beste, was man tun kann, wenn man sich damit befassen will, ist die Lage der Buchstaben in der allgegenwärtigen "Qwertz"-Tastatur zu behalten, sodass man sie mit einem Stift, mit dem Finger, oder wo möglich, mit zwei Fingern bedienen kann, je nachdem, was die Situation erfordert.

10-Finger-Tippen kommt auf solchen Tastaturen überhaupt nicht in Frage.

Kaum jemand muss heute lange Fließtexte tippen

Die meisten Berufstätigen müssen irgendwo irgendwas eintippen. Die Kassiererin tippt den Betrag in die Kasse, der Fernsehverkäufer nimmt für den Garantieschein Name und Anschrift des Kunden auf. Der Polizist tippt die Anzeige ein. Als Mitglied eines sozialen Netzwerks drückt man auf "gefällt mir" und schreibt einen kurzen Kommentar. Der Computerprogrammierer tippt zwei Zeilen ein, denkt nach, dann noch eine Zeile. Der Dachdecker schreibt eine Rechnung an den Kunden. Alles kleine, kurze Texte, wo Geschwindigkeit nicht entscheidend ist, und bei denen der Blindtipper keineswegs in Vorteil ist.

Es werden heute immer noch lange Texte erstellt. Man schreibt Bücher (falls man Schriftsteller ist) oder Zeitungsartikel, politische Programme. Diese können allerdings auch mit Hilfe von Spracherkennungssoftware erfasst werden. Da muss man überhaupt nicht mehr tippen.

Für wen ist die Blindschrift überhaupt interessant?

Stundenlanges, unaufhörliches Schreiben von Millionen von Zeichen, wie es bei Sekretären üblich ist, ist sicher eine andere Aufgabe als eine kurze Hochleistung, wie der oben genannte Schüler sie vorgeführt hat. Marathonlauf ist nicht das gleiche wie Sprint. Ein guter Sprinter muss nicht zwangsläufig ein guter Marathonläufer sein. Ganz im Gegenteil, er wird es vermutlich nicht sein.

In der Ergonomie - die Lehre von sinnvoll eingerichteten Arbeitsplätzen - gelten andere Regeln als für kurze Tätigkeiten zu Hause. Man kann einen Abend im Diskothek ohne Schäden überstehen. Aber 10 Jahre lang 8 Stunden täglich bewirkt die gleiche Lautstärke eine dauerhafte Hörminderung, die zu Behinderung führt. Deshalb sind Lautstärken in Diskotheken erlaubt, die in Fabriken verboten sind.

8 Stunden täglich, jahrelang mit dem Zweifingersystem schreiben führt zu einer anderen Belastung der Hände als 8 Stunden täglich mit dem Zehnfingersystem.

Die Blindschrift ist also für folgende Gruppen interessant:

  • Vielschreiber, die lange Fließtexte schreiben
  • Vielschreiber, die aus welchen Gründen auch immer "blind" schreiben müssen
  • Vielschreiber, bei denen eine anhaltend hohe Geschwindigkeit für die ordnungsgemäße Erledigung ihrer Arbeit entscheidend ist
  • Vielschreiber, die jeden Tag so viele Stunden mit Tippen beschäftigt sind, dass Körperschäden wie etwa Sehnenscheidenentzündungen, Knochenhautentzündungen oder andere Schäden durch hochrepetitive Tätigkeit eintreten.
  • Disziplinierte, die entschlossen sind, eine schwere Zeit der Umgewöhnung durchzustehen.

Ist die Standardtastatur nicht gut genug?

Da nachweislich Millionen von Menschen täglich die Standardtastatur benutzen und die Anwender seit über 100 Jahren damit zufrieden sind, kann man nicht behaupten, dass sie schlecht oder ungeeignet sei.

Es sind bereits Versuche unternommen worden, andere Buchstabenanordnungen einzuführen. Die Begründung ist in jedem einzelnen Fall vernünftig und nachvollziehbar gewesen. Ein durchschlagender Beweis für den nachhaltigen Nutzen einer solchen Tastatur ist aber bisher nicht erbracht worden.

Man kennt keine Firmen, die nach Umstellung auf eine neue Tastaturbelegung die Produktion erheblich gesteigert hat oder unter den Vielschreibern weniger Krankmeldungen hätte. Man kennt keine Schulen, wo sie konsequent eine andere Tastaturbelegung unterrichten, und dafür bekannt sind, dass ihre Schüler jedes Jahr die Tippwettbewerbe gewinnen.

Ganz im Gegenteil. Alle große litteräre Werke sind auf der Standardtastatur entstanden. Sie ist nachweislich gut genug.

Warum denn über eine neue Tastaturbelegung nachdenken?

  • Wir halten es für möglich, den gleichen Text mit der halben Fingerarbeit zu schreiben und so den Körper, insbesondere die Hände, zu schonen.
  • Wir halten es für möglich, die Hälfte aller Tippfehler zu vermeiden und dadurch wertvolle Zeit zu sparen, die ansonsten mit Fehlerkorrektur verloren gegangen wäre.
  • Wir halten es für möglich, die Schreibgeschwindigkeit erheblich zu steigern.
  • Die Überlegungen, wie eine bessere Tastaturbelegung aussehen sollte, sind sehr einfach und werden auf den folgenden Seiten verständlich erklärt. Die Vorteile gegenüber der Standardtastatur sind offensichtlich.
  • Die hier vorgestellten Tastaturbelegungen werden von Anwendern bereits seit 1-2 Jahren benutzt und haben ihre Alltagstauglichkeit bewiesen.